top of page

FAMILIEN
COACHING

Suche




PART I

VORSICHT BABYSCHWIMMEN (ca. 4-6 Monate alt)


Wir alle wollen eines: Das unser Baby/Kind sicher im Wasser ist. Damit das garantiert ist, starten wir frühstmöglich mit einer sogenannten Wassergewöhnung, die sich Babyschwimmen nennt. Dort rennen die Mamas hin, weil es ihnen von anderen gesagt wird oder weil man das eben so macht. Es ist Programm. Nur leider ist dieses Programm alles andere als immer hilfreich. Denn ihr habt die Verantwortung manche Dinge zu hinterfragen, um für euer Kind und Euch ein selbstbestimmtes und kraftvolles Leben zu gestalten.


Stellen Sie sich einen Kurs vor von 10-15 Müttern, die plaudern, singen, tratschen, sich kennenlernen und ihr Kind im Wasser schaukeln. Manchmal wird das Baby auch dem Trainer/in in den Arm gedrückt und dieser übernimmt die Übungen. Was immer noch häufig (wichtig nicht überall) der Fall ist, ist das Trainieren des Tauchreflexes. Dabei wird das Kind einfach angepustet und samt Kopf unter Wasser gesteckt. Entweder um bestimmte Unterwasserfotos zu erzielen oder den Tauchreflex „zu trainieren.“ Denn es wird angenommen, dass jedes Baby die Luft anhalten kann.


Was wir davon halten: Gar nichts! Es ist schrecklich, übergriffig und unangemessen.


  1. Euer Baby kann weder Ja oder Nein sagen

  2. Es ist nicht garantiert, dass dieser Tauchreflex bei eurem Baby funktioniert sprich; wenn es nicht so ist, schluckt es Wasser und hat Todesängste

  3. Oft wird das Baby unter Wasser getaucht, ohne das ihm erklärt wird, was da gerade mit ihm passiert sprich; wir tun das, ohne die Einverständnis unseres Kindes

  4. Wenn der Trainer/in diese Übung des Tauchens mit eurem Baby vollzieht, kann das Baby extreme Angst empfinden a) weil das Wasser als komplett neues Element nur mit einer Vertrauensperson, die zu dieser Zeit ausschließlich die eigenen Eltern sind, mit denen diese Erfahrung gemacht werden sollte b) Weil eine Angstsituation mit einer dem Baby fremden Person gemeistert werden muss. Es hat also keinen Schutzraum c) Ein Trainer/in kann und sollte nicht dein Baby trösten.

  5. Es kann zu extremen Vertrauensverlust gegenüber den Eltern kommen a) Ihr habt mich dem ausgeliefert b) Ihr wart selbst mit eurem Gefühl nicht d’accord und habt mich trotzdem untergetaucht


Hier sei anzumerken: Jeder Wasserkontakt, der ohne die Einwilligung unserer Kinder passiert ist ein Übergriff. Der erste Wasserkontakt sollte IMMER und die Betonung liegt auf immer, im Einverständnis und eigenem Tempo des Kindes liegen. „DU solltest jetzt mal endlich schwimmen lernen“ oder „ALLE machen das doch so“ sind hier mehr als Fehl am Platz. Denn es geht um die mentale Gesundheit und das innere Empfinden eurer Kinder. Und ich weiß, das klingt erstmal hart. Denn natürlich denken wir alle erstmal, ein Trainer/in muss es ja besser wissen. Diese Leute machen das tagtäglich. JEIN! Auch in der Schwimmbranche herrschen noch immer alte Strukturen. Autorität und veraltete Wissenschaften.


!WICHTIG! NICHT JEDES BABYSCHWIMMEN BEINHALTET UNTERTAUCHEN DER BABYS. Trotzdem sind wir nicht dafür, da Babys die erste Wassererfahrung mit ihren Eltern in einem geschützten Raum machen sollten.



WELCHE TRAUMA ENTSTEHEN UND WIE KÖNNEN SIE AUSSEHEN?


Aus unseren bisherigen Erfahrungen reichen Trauma der Kinder oder der Erwachsenen von solchen Kursen oder dem Erproben des Tauchreflexes von Schrecken, Unsicherheit, Panik, Schock bis hin zu Vermeidung und Angst vor Wasser, fremden Personen, den eigenen Eltern und vielem mehr.


Jedes Baby, jedes Kind, das ohne Einverständnis von sich selbst untergetaucht wird, kann für immer die Freude am Wasser verlieren. Es kann schockiert sein, warum seine Eltern, das zugelassen haben oder es kann nie mehr fremden Personen vertrauen, weil der eigene Wille und das eigene Tempo übergangen wurde. Die Eltern können traumatisiert sein, weil sie später feststellen, dass sie vielleicht etwas mit ihrem Baby getan haben, was sie gar nicht wollten (es untertauchen) aus Gruppenzwang, Überraschungseffekt o.ä. Sie haben etwas gemacht, mit dem sie sich völlig unsicher und überfordert gefühlt haben und das Kind hat diese Schwingungen übertragen bekommen. Jedes Erlebnis danach kann in den Schatten dieser Erfahrung gestellt werden und jede neue Lernerfahrung in egal welchem Bereich kann ein Vertrauensproblem darstellen. Und dann fragt man sich: Was ist eigentlich mit unserem Baby/Kind los?


Denn der innere Kompass eurer Kinder und euch selbst kann ganz schön ins wanken geraten, wenn man auf einmal nicht mehr weiß, ob das was die Eltern tun, einen verletzen kann. Die Kinder speichern diese Art von Übergriff wie folgt ab: „Es ist okay, dass man über die eigenen Grenzen hinwegsieht und man tun darf, was man eigentlich nicht will.“

Denn ihr seid ihr Spiegel, ihr wichtigster Kompass, bis sie einen eigenen entwickeln.


Doch trotz all diesen schrecklichen Erlebnissen und den vorliegenden Erkenntnissen gibt es Heilung und keinen Grund zur SCHAM für Eltern. Wir alle machen Dinge, die wir eventuell bereuen, zu spät reflektieren oder die erst durch das Außen ins Bewusstsein gelangen. Wir sind nicht perfekt und keiner sagt uns, wie wir etwas mit unserem Baby/Kind am besten machen. Es gibt Heilung und ich verrate Euch wie.




WIE LÖSEN WIR DIE TRAUMA AUF?


Natürlich wäre das Beste, wenn sie gar nicht erst entstehen. Wenn wir es in Zukunft vermeiden, die Verantwortung für unsere Babys (im Alter von 0-3 Jahren) in die Hände fremder Personen zu geben. Wenn wir die Nähe und den Schutzraum unserer Kinder respektieren und sie begleiten in ihrem eigenen Tempo.


Kein Baby schreit freiwillig: „JUHU ich mag zum Babyschwimmen“. Und wenn Babys Freude am Wasser haben, wollen sie nur EINES: VON EUCH damit vertraut gemacht werden. Mit EUCH, ihrem Anker, ihrem Hafen, dieses Neuland erkunden. Sie wollen Euch als Vertrauenspunkt immer in ihrer Nähe wissen.


Immer mehr Eltern in den Hotels und privat kontaktieren oder erzählen uns von solchen Horror-Erlebnissen und sie können sich meist selbst nicht mehr erklären, warum, wieso, weshalb.

Sie bemerken erst, wenn die Kinder ins schwimmfähige Alter kommen (ab 4) das etwas nicht stimmt. Oder sie haben seit langem wahnsinnig große Probleme beim Baden oder Duschen und kennen nichts Anderes als großes Geschrei und Terror. Sie denken aber oft, das sei völlig normal und nicht in Verbindung mit negativen Wassererfahrungen in der Vergangenheit überein zu bringen. Doch das ist der Fall. Kein Kind hasst freiwillig Wasser. Keines schreit, weint oder macht ähnliches Verhalten einfach so. Es bedrückt sie etwas. Etwas mit ihren Gefühlen ist im Ungleichgewicht.


Wir lernen diese Kinder kennen und geben ihnen die nötige Zeit und den Raum, das Wasser noch einmal von vorne mit ihren eigenen Sinnen und Werten zu erkunden. Viel läuft erstmal über das gemeinsame Gespräch. Herausfinden, wovor hat man Angst, woher kommt sie und was brauchst du, damit wir gemeinsam zurück ins Element finden. Wie kann ich DICH bestmöglich unterstützen, mit meiner Fähigkeit schon schwimmen zu können. Wir versetzen uns in die Kinder hinein und nehmen jedes WEHWEHCHEN ERNST! Jede noch so seltsam klingende Formulierung hat eine Richtigkeit und Wichtigkeit im Raum der Gefühle. Sie ist die Schlüsselsprache der Kinder, uns mitzuteilen, was sie bedrückt. Dann geht es oft weiter, den Kinder zu vermitteln, das es einen geschützten Raum gibt, indem sie von fortan ALLES sagen dürfen, was sie wollen. Es wird ernst genommen und respektiert. Ein NEIN ist ein ganz klares NEIN und wird auch als solches behandelt. Wenn wir diesen Punkt missachten, können wir jeglichen Wasserkontakt vergessen. Denn auch wir wollen, dass unsere Grenzen beachtet werden. Also kein: „Vielleicht versuchst du noch ein bisschen tiefer zu tauchen“ In dem Moment gilt Fingerspitzengefühl und sich damit auseinanderzusetzen, dem Kind eine Pause, von einem Tag bis solange wie es eben braucht zu geben, um den nächsten Lernschritt zu adaptieren. Jedes Kind schafft das (aus unserer Erfahrung) und bringt sich selbst zu seinem richtigen Zeitpunkt wieder ein. Sprich es will auf einmal nicht mehr tauchen und schlägt nach einer Woche von selbst vor, doch wieder tauchen zu wollen. Aber eben wenn es SELBST so weit ist.


Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass Trauma ANZUERKENNEN. Das heißt, wenn die Kinder uns erzählen, dass Trainer/innen sie ins kalte Wasser geschubst haben und sie es nicht wollten. Sie tauchen mussten, obwohl sie Nein sagten. Sie große Ängste hatten und diese übergangen wurden. Egal, was passiert ist, wenn es mit dem Gefühl des Kindes nicht übereingestimmt hat, war es FALSCH. Egal, was wir Erwachsenen sagen oder denken. Es geht nie darum, das Verhalten eines Trainers/ einer Trainerin zu rechtfertigen oder dem Kind weiß zu machen, dass das aber Routine ist. Was wir sagen wollen: ES WAR FALSCH, WAS DIR MEINEM KIND PASSIERT IST UND ICH ERKENNE ES AN UND BEGLEITE DICH AUF DEINEM WEG NEUES VERTRAUEN ZU SCHÖPFEN.


Wichtig ist auch, dass das Kind spürt, das die Eltern verstehen und erklären, wie das Erlebte für sie war. Sie nehmen sich auf Anregung von uns Zeit mit ihrem Kind über das Erlebnis zu sprechen. Sie erzählen ihm, wie sie selbst empfunden haben z.B „Ich hatte auch große Angst und es tut mir leid, dass ich etwas getan habe, was du nicht wolltest. Ich war selbst sehr verunsichert in dieser Situation.“ Es geht auch darum Verantwortung für die eigenen Taten zu übernehmen, ohne sich selbst zu verurteilen. Denn das Kind versteht, dass ihr auch nur ein Mensch seid und lernt von Euch, wie es später mit Fehlern umgehen kann. Nämlich sie zu korrigieren.


So arbeiten wir uns nach und nach mit den richtigen Werkzeugen, der richtigen Sprache, Vertrauen, Fürsorge, Sicherheit und Raum zu einem neuen Selbstvertrauen hin und zu der großen Freude vom Wasser. ALLE Kinder und Eltern lernen mit und entwickeln einen gemeinsamen Weg von Heilung. Sie lernen sich und ihre Ängste kennen, erzählen sich von ihnen und lernen das sie sich gleicher sind, als sie denken.


Und dabei sei gesagt: JEDES KIND, JEDES ELTERNTEIL KANN DIE FREUDE AM WASSER WIEDERENTDECKEN. ES IST NIE ZU SPÄT!



Unserer Meinung nach braucht es kein spezifisches Babyschwimmen, da das Babyschwimmen eher für Eltern (Fotos, Mamas kennenlernen, Beschäftigung) ist.

Babys profitieren nicht davon, da sie Lärm, vielen fremden Gesichtern, neuer Raum, Eindrücken und der neuen Erfahrung Wasser ausgesetzt werden. Es ist einfach zu viel auf einmal.


Eine neue Erfahrung braucht unserer Meinung nach nur zwei Sachen: Mama und Papa. Euer Baby wird sich viel wohler fühlen, wenn es diesen ersten Kontakt mit etwas neuen mit Euch alleine, seinem Vertrauenspunkt, in einem ihm vertrauten Raum (eurem Zuhause) machen kann. Wir wissen, was zu viele Reize für Neugeborene, Babys und Kinder machen. Sie überfordern. Man sollte also darauf achten, dass man seinem Baby all diese unnötigen Reize erspart und mit ihm gemeinsam, die eigenen Dusch/Bade/Schwimmrituale zelebriert.Denn Babys wollen vor allem eins: Bei Euch und wie ihr sein.


Nehmt sie also mit zum Duschen oder Baden Zuhause. Lasst sie zuschauen, teilhaben, macht ein Familienritual daraus. Nehmt Euch Zeit, Geduld und gebt nicht sofort auf, wenn das Baby beim ersten Mal unzufrieden ist. Denn auch das gehört, bei jeder neuen Erfahrung dazu. Skeptisch zu schauen und zu fühlen, ob einem etwas gefällt und wie es sich anfühlt.





PART II

ERSTER WASSERKONTAKT NACH DER GEBURT ZUHAUSE (ca. 6-8 Wochen alt)


Fragen über Fragen sind auch seit langem: Wie führe ich mein Baby denn dann ans Wasser heran? Wie bade ich es das erste Mal? Wie stelle ich eine friedliche Wassererfahrung her? Was brauche ich dafür?


WIE?


Stellt Euch vor ihr seid seit ein paar Wochen oder Monaten auf dieser Welt. Alles ist neu. Viele neue Eindrücke. Jede neue Person mit einem neuen Gesicht, Geruch usw. ist eine neue Herausforderung. Der einzige Ort, der Euch Sicherheit gibt, sind die Stimmen, Gerüche und Nähe eurer Eltern, in dem Fall ihr.


Ihr merkt schon wie wichtig euer Gefühl ist und das eures Kindes.

Schafft Euch gemeinsam einen Wohlfühlraum. Sprich nicht direkt nach dem Aufwachen des Kindes, beobachtet wie es euch und eurem Kind geht. Seid ihr gestresst vom Tag, der Arbeit, in Eile oder ungeduldig? Dann wartet einfach noch. Ist euer Kind heute müde, gereizt, nörgelig? Dann gebt Euch Zeit oder brecht es ab, wenn ihr merkt, es geht einem von Euch nicht gut. Lernt eure Antennen kennen und fühlen. Es muss nicht alles sofort klappen.


ERZÄHLT EURE GEFÜHLE, WÄHREND IHR ETWAS MACHT UND ERKLÄRT WAS IHR MACHT:


Lasst eure Kinder an eurer Innenwelt teilhaben. Habt ihr Angst vor Wasser oder als Kind schlechte Erfahrungen gemacht? Liebt ihr Wasser? Was ist eure schönste Wassererinnerung? Wie war euer Tag, wie sieht das Badezimmer aus? Erzählt eurem Kind davon, während ihr gemeinsam das Wasser erkundet. Ihr dürft euch euren Kindern anvertrauen. Auch eure Sorgen.


Und ganz wichtig: ERKLÄRT IMMER, WAS IHR TUT. Wenn ihr euer Kind auszieht, anzieht, badet, mit Wasser spritzt, den Wasserhahn anmacht, erklärt alles. So könnt ihr genau sehen, wie euer Kind reagiert und was ihm gefällt und missfällt. Dabei sind auch skeptische Blicke erlaubt. Gebt eurem Kind Zeit, das neue Gefühl anzunehmen und zu erkunden.


Nutzt das Wasser als eine Art Austausch mit eurem Kind. Eine gemeinsame Auszeit, in dem ihr Euch und das Wasser besser kennenlernt. Nur ihr zu zweit oder dritt in aller Ruhe.



BERÜHRUNGSÄNGSTE:


Wir alle wollen nur das Beste für unser Baby. Diese kleinen, zerbrechlichen Wesen, voller Neugier und Leben. Wir haben Ängste und Sorgen: Wie halten wir unser Baby richtig? Angst, das es vielleicht abrutscht, wie warm das Wasser, wie kalt, was man machen soll. KOMMUNIZIERT!


Natürlich brauchen wir warmes Wasser für unsere Kleinen. Babys sind einfach extrem sensibel, was die Temperatur angeht. Sie brauchen für ihr Wohlempfinden eine angenehme Wassertemperatur. Nicht zu heiß, nicht zu kalt. Schafft einen Wohlfühlraum aus Zeit und Gemütlichkeit. Macht einen gemütlichen Platz fertig mit ganz vielen gemütlichen Handtüchern, frischen Anziehsachen, Windeln, (evtl. Massageöl), einem Föhn, sodass ihr euer Baby jeder Zeit, wenn es nicht mehr mag oder ihr fertig seid einwickeln könnt und ihm die nötige Geborgenheit gebt.



Vorbereitung


  1. Gemütlicher Platz aus Handtücher, Windel, frische Anziehsachen

  2. Wohlfühlatmosphäre: Optimal mit Mama und Papa: So kann man sich gegenseitig unterstützen und das Baby erlebt diese erste Erfahrung mit Euch beiden, gedämpftes Licht, keine Geräusche oder ruhige Musik. Das Wichtigste sind eure Stimmen für das Baby. Warmes Badezimmer.

  3. Raum vorher kennenlernen: Checkt schon ein paar Male vorher mit eurem Baby in dem besagten Raum ein und lasst es den Raum kennenlernen.



Baden /Duschen


Wir finden Baden etwas leichter und empfehlen die erste Badeerfahrung mit der Körpernähe einer Bezugsperson zu machen. Sprich einer von Euch geht mit ins Wasser (Dusche oder Wanne), so ist man nah beim Kind, schafft Sicherheit und Geborgenheit und kann genau beobachten, wie das Kind reagiert.


Ein Eimer oder eine Wanne impliziert immer eine Art Distanz. Denn das Baby ist durch Plastik und Distanz von Euch getrennt. Bei Geburtsverletzungen kann die Mama meistens einige Zeit nach Geburt noch nicht baden. Dann übernimmt der Partner. Macht das gemeinsam! Es macht alles einfacher und entspannter, da ihr jederzeit reagieren könnt, auch wenn das Kind weint und schnell raus möchte. Sprich der andere Part sitzt daneben und streichelt vielleicht Wasser über den Arm oder die Hand des Babys und spricht mit ihm. Der andere lässt das Wasser nach und hält das Baby.


Macht euer Baby vorher schonmal mit dem Raum vertraut, damit es nicht zu überfordert ist.

Vielleicht nehmt ihr euer Baby vorher manchmal mit, wenn ihr selber duscht oder badet und legt euer Baby gemütlich auf Handtücher neben Euch ins Bad, dass sie Euch beobachten und sehen können. So lernt es auch schon, was ihr da tut und bekommt die ersten Eindrücke. Auch wir lernen immer noch einige Sachen mit älteren Kindern allein durch Zuschauen, wie wir es vormachen.


Tipps:


  1. Nähe durch Euch: Körperlichkeit, Geruch, keine Trennung bei neuer Erfahrung (wenn möglich: keine Eimer, Wannen etc)

  2. Warmes Wasser

  3. Aufpassen, das das Baby nicht unter den Strahl kommt: Vielleicht Hand mal nass machen und immer erklären, was man tut. Wasser über den Körper streicheln.

  4. Geborgenheit: schönes warmes Zimmer, gemütlicher Platz zum Abtrocknen

  5. Als Familie baden, so könnt ihr Euch optimal unterstützen beim Reingehen, Rausgehen, wenn das Baby weint etc.

  6. Auf Stimmung und Laune von Euch und Baby achten: Ist es gerade hungrig? Müde? Aus einem Schlaf erwacht? Seid ihr gestresst oder habt Zeit? Habt ihr Lust?

Das Baby merkt alles:

Euer Gefühl, eure Schwingung, eure Vibes.

Stress, Ängste, Unwohlsein, Freude etc. sind entscheidend!


  1. Langsam reingehen und ans Wasser akklimatisieren

  2. Mit der eigenen Hand und dem Wasser verschiedene Geräusche ausprobieren (schnipsen, streicheln etc.)

  3. Den Raum vorher kennenlernen: Mal den Raum vorher zeigen, erzählen, erkunden

10) Das Baby mitnehmen zum eigenen Duschen/Baden daneben legen und zeigen MAN MUSS NICHT ZWINGEND IM WASSER SEIN, UM SICH ANS WASSER ZU GEWÖHNEN

11) Nach dem Duschen warmer Platz: Einkuscheln

Füße warm föhnen ist auch super schön. !ACHTUNG! IMMER vorher Windel an, falls das Kind Pipi macht, super gefährlich!

12) Bitte keine Waschlappen

13) Immer das Baby mit Blick zu Euch, so seid ihr im engen Kontakt und das Baby verspürt keine Trennung

14) Erzählen, singen, alles ist erlaubt.

15) Kein Shampoo fürs Baby, keine Öle oder Schaum in die Wanne geben



Der Duschstrahl


Tendenziell würden wir empfehlen, den Strahl erstmal zu vermeiden und nicht wie beim Erwachsenen den Strahl auf den Kopf halten. In der Dusche dann nur auf den Körper halten.

Das Gesicht erst einmal verschont lassen und wenn überhaupt, etwas drüber tröpfeln mit den eigenen Händen und auf die Reaktion achten. Vielleicht auch erst einmal mit dem Körper anfangen, so bleibt der Kopf noch schön warm und das dann fürs Ende aufsparen.


Je mehr ihr euer Kind einbindet und erzählt und erklärt, desto selbstständiger wird es die Sachen eines Tages selber machen wollen und umso natürlicher fühlt es sich für sie an, wenn es sieht, dass ihr dasselbe tut.



Zum Abschluss könnt ihr auch die Füße eurer kleinen Mäuse während des Anziehens warm föhnen. GANZ WICHTIG DABEI: IMMER ERST WINDEL AN! Sonst kann es sehr gefährlich mit einem Föhn und Pipi werden. Und natürlich Aufpassen mit der Hitze. Unsere Tochter hat es geliebt und konnte so perfekt das Baden ausklingen lassen.


Letzter Punkt:


Kacka/Pipi


Nicht erschrecken, auch das ist etwas völlig Normales! Die Kinder/Babys werden durch die Wärme vom Wasser angeregt, Pipi zu machen oder auch Kacka. Es gibt sicher Schöneres, als in einer Wanne mit Kacka gemeinsam zu sitzen. Aber auch da lässt es sich ja alles ganz einfach abduschen und es ist einfach die natürlichste Sache der Welt.


Shampoo


Shampoo empfehlen wir deswegen nicht, weil der Körper der Babys sich noch völlig natürlich reguliert und jegliche Art von Duftstoffen und zusätzlichen Reizen, diesen Fluss unterbricht. Wir haben nämlich alle vergessen, dass man auch einfach sauber durch lauwarmes Wasser wird.



Wir möchten Euch Mut machen, die Verantwortung für den ersten Wasserkontakt selbst zu übernehmen. So entsteht eine friedliche Bindung und Stärkung mit dem Wasser, die vermutlich ein Leben lang anhalten wird. Traut Euch, euer Kind zu halten, zu schützen, zu begleiten, zu fragen, von Euch zu erzählen und betrachtet es als Reise auf der ihr Fragen haben dürft. Keiner von uns ist perfekt und ihr dürft uns sehr gerne schreiben, wenn ihr etwas auf dem Herzen habt.



36 Ansichten0 Kommentare



Ich weiß, vielleicht habe ich gar kein Recht auf diesen Text. Denn ich bin eine Frau, eine Mutter. Eben kein Mann, kein Vater. Doch irgendwas in mir berührt mich tief. Ich muss schreiben.


Ich denke an das Wort „DAD“. Ich denke an die Dad’s, die Väter, die wir feiern. An die Ketten, Mützen und Socken, auf denen dieses Wort sich mittlerweile einen festen Platz genommen hat. Überall diese Geschenke. Sind diese Geschenke Ausdruck der Feierlichkeit, dass wir alle ganz tolle „Dads“ kennen oder sind sie ein Appell, ein Hilfeschrei: „Hey Dad, wo bist du eigentlich?“


Ich denke an einen schicken Jeep, aus dem ein perfekter Dad aussteigt. Einer mit Sonnenbrille und Chucks, einer coolen Hose und einer Beanie. Er hält den Rucksack seiner Kinder in der Hand und in der anderen hält er seinen Kaffee oder Blumen für die MUM. Das ist der moderne Dad. Den Vater, den sich alle wünschen. Gepflegt, wohlverdienend, sportlich, romantisch, cool, sexy, redegewandt, gut gekleidet aber nicht zu gut und der Familienheld schlecht hin. Es muss Kaffeeflecken auf seiner Hose geben, damit man ihm das Dad auch echt abkauft. Doch hinter den Kulissen der Außenwelt sieht es anders aus.


Ich denke an Kinderarztpraxen, die leer gefegt von Vätern sind. Ich denke an Schulwege auf denen Mütter, mit ihren Kindern an der Hand gehen. Ich denke an Parks und Stadtplätze. auf deren Bänken tummeln sich schnackende Mamas. Ich denke an Cafés: Auch da selten Väter. Mütter vertreiben ihre Zeit, bis der Mann Nachhause kommt. Dann denke ich an Urlaube: Dort sieht man das Ergebnis totaler Entfremdung. Der moderne Mann am Handy, Vollzeit beschäftigt. Kommt im Urlaub nach, weil er noch arbeitet oder fährt vor, damit er noch arbeiten kann. Egal, wo das Wort Papa fällt, es hat mit Arbeit zutun. Beschäftigt sein. Das Hamsterrad am laufen halten.


Dann denke ich an Väter, die abends Zuhause kein Auge zukriegen, weil sie nachdenken. Über ihren Job und die Finanzen. Ihre Familie, ihre Frau, ihr Leben. Ich denke an Überforderung und Schmerz und Verletzlichkeit. An die Angst und den Druck, die Familie versorgen zu müssen. Ich denke an immerzu Stress. Selten abschalten können. Selten da sein. Da sein. Bei sich selbst. Bei der Frau. Bei den Kindern. Einchecken in dem Haus der eigenen Gefühle.


Ich spüre die Kälte, Distanziertheit, Verschlossenheit und Oberflächlichkeit in den Gesprächen von Männern. Trifft man Familien, sind es meistens die Väter, die kaum Hallo sagen und schon widmen sie sich wieder der Arbeit. Flüchten. Abtauchen. Taub sein. Die eigenen Gefühle nicht mehr kennen. Ich denke daran, wie normal all das geworden ist. Denn wir kannten es ja nie anders, wenn wir an unsere Väter zurück denken oder die unserer Freunde.


Ein Mann sein ist immer noch Stärke und Dominanz. Es ist aber nicht Tränen, Ängste, negative Gedanken, Burnout. Überall, wo wir sind oder arbeiten erscheint uns dieses Bild. Wir sehen auch den Gegenpart dazu. Einsame Frauen, die Redebedarf haben. Einsame Kinder, die beschäftigt werden müssen. Die vollgestopft werden mit dem neusten Spielzeug, der besten Ablenkung oder dem nächsten Play-Date. All das aus Überforderung. Denn klar ist: Kein Elternteil ist allein gut. Weder in der Arbeit, noch der Kinderbegleitung.



DER EIGENE VATER


Wie war euer Vater? Wie habt ihr ihn genannt: Vater, Papa, Papi oder bei seinem Vornamen?

Ward ihr Euch nah, fern, gemütlich, freundschaftlich, distanziert, verbunden? Wer war oder ist euer Vater? Kennt ihr ihn? Kennt ihr seine Gefühle, Ängste, Werte?


Wer ist dieser Mann aus den Filmen, Abenteuern und Traumwelten? Ist er der Beschützer, Versorger, einsamer Wolf oder Klassenclown? Gab es Strafen, laut sein, Wut, kaum Emotionen?



Da wären wir konfrontiert mit unserer eigenen Kindheit. Der Wahrheit hinter dem Vorhang. Der Mensch hinter der Familienrolle. Denn wenn ich an die Väter meiner Kindheitsfreunde denke, kommen mir nur komische Bilder in den Sinn. Vor allem beim genauer hinsehen, drüber nachdenken. Ja, wann denkt man überhaupt darüber nach? Man nimmt es hin. Man denkt eben: So muss das. So sind Väter. Dein Umfeld bildet den Kreis deiner Möglichkeiten ab. Deiner Realität. Ich denke an verschiedene Typen von Vätern. Den Zornigen, mit etwas dickerem Bauch, kahlem Haar. Der Ausdruck von Stress. Sein Hemd in der Hose, schwarz/grau sind die Grundfarben seines Wesens. Sein Platz am Tisch ist klar und seiner im Sessel vorm Fernseher auch. Er sagt dir Hallo und grüßt dich aber für mehr hat er nichts übrig. Dann denke ich an den Redegewandten, den Unterhalter, den Klassenclown. Der, der für alles einen Witz, eine Anekdote, eine Familiengeschichte übrig hat. Er scheint offen zu sein, doch an seine eigenen Gefühle kommt man nur schwer. Er trägt die Levis Jeans, die Pantoffeln, etwas längeres Haar und vielleicht einen Wollpulli. Den Business Mann, den man fast nie bei Freunden gesehen hat. Er kommt spät und geht früh. Er hat eine Geschäftswohnung am anderen Ende des Landes. Er trägt immer Anzug und Brille. Hat die richtige Krawatte und den immer richtigen Haarschnitt. Anwesend ist er nie. Dann gibt es noch den Ökopapa, den mit den Farben und dem grauen, langen Haar und der Brille. Mit dem angenehmen Bauch, ein Genießer aus seinem eigenen Garten, macht Musik und hat Tiere bei sich. Er ist wirklich lieb und hat seine Träume nicht aufgegeben, sondern nur im Keller geparkt. Er ist der Lebenskünstler schlecht hin und Familie steht über den eigenen Finanzen. Doch auch seine Gefühle bleiben meist ein Rätsel. Viel mehr schiebt er seine Kinder vor sein eigenes Leben. Die meisten dieser Väter leben in Rückzug, Arbeit oder ihren eigenen Welten.

Es gibt viele dieser Bilder. Meistens Lehrer, Ärzte, Rechtsanwälte, Ingenieure, Handwerker usw.


Was hinter geschlossenen Türen passiert, weiß man daher eigentlich nie. Es sei denn, Freunde erzählen einem davon. Oder man erfährt später in seiner eigenen Therapie davon, weil man sich fragt, warum man selbst so zu seinen eigenen Kindern ist. Man weiß nicht, wer geschlagen hat, Zimmerarrest, Popoklatscher, laute, verletzende Worte abgegeben hat. Man weiß nicht, wer sich zurückgezogen hat, sich nie entschuldigen konnte, immer die Mama vorgeschickt hat oder heimlich geweint hat. Wer zu viel getrunken, gearbeitet oder fremdgegangen ist.


In vielen Fällen ist das auch heute noch der Fall. Egal, wie sehr Gewalt verpönt ist. Sie gibt es in vielen Formen und ist meist Ausdruck von der eigenen Hilflosigkeit, Kontrollverlust oder ein Schattenwurf der eigenen Kindheit. Sie ist nicht zu entschuldigen.


Was machen Väter eigentlich? Sie füllen die Konten, reparieren Fahrräder, helfen Oma im Garten, lesen Zeitung, schauen Tagesschau, bringen Bilder an die Wand, fahren in den Baumarkt, Saturn, retten einen aus der S******, feuern einen beim Sport an oder grillen die Bratwurst.


Es macht wütend, traurig und verzweifelt, wenn man einer dieser Väter ist oder eben nicht. Wenn man die Frau ist oder das Kind von einem dieser Väter. Man möchte helfen, nah sein, verstehen und umarmen. Man möchte sagen: „Papa, du darfst auch verletzlich sein!“


Je älter man wird oder Kinder bekommt oder sich auf die Suche nach der eigenen Geschichte macht, desto weniger egal ist es einem, was mit dem eigenen Vater ist. Man möchte verstehen, wie sein eigener Papa aufgewachsen ist, wie seine Eltern zu ihm waren, warum er so oder so gehandelt hat. Was er anders machen würde. Was ihn verletzt hat. Welche Träume er hat? Für manche kann genau das auch der Auslöser sein, nie mehr etwas von seinem Vater wissen zu wollen. Eine Familie kann vieles auslösen. Doch es gibt auch Wege für Heilung.



AUF DEN SPUREN DER VÄTER


Wer ist der Vater im Geflecht Familie? Wie steht es um ihn und seine Frau? Wie ist die Bindung zu seinen Kindern? Was macht die Männlichkeit mit einer Beziehung?


Wäscheberge, fehlende Worte, müde Augen, ein leerer Blick, ein unaufgeräumtes Zuhause und nörgelnde Kinder. Er, der Vater kommt Nachhause. Es ist spät. Die Energiekonten leer. Seine von Arbeit und Stress. Ihre von Kindern und Alltag. Es bleiben die Spuren des Elternseins. Was bleibt?Meckern, Aufräumen, Einkaufen, auf dem Sofa einschlafen, die Geschirrspülmaschine anschmeißen, den Morgen planen. Was fehlt? Verständnis und Mitgefühl für den Tag und das Erleben des Anderen. Er, der Vater, der meistens nervt, weil er als überflüssig empfunden wird. Er, der Störpunkt, wenn er Nachhause kommt. Er, der nicht da war und nicht weiß, was tagsüber passiert ist. Wer sich mit wem gezankt hat. Wie der Kindergarten war, was es zu Essen gab, welche Kleidungsgröße die Kinder haben, wer sich die Windeln voll gekackt hat. Wie viele Nervenzusammenbrüche Mama hatte, weil es ihr zu laut, zu viel, zu wenig sie war. Er, der noch mehr Wäsche und Stress und Unruhe Nachhause bringt. Er, der die Routinen crasht. Er, der nichts versteht vom Leben Zuhause. Er, der seine Koffer nicht selber packen kann. Er, der nun auch noch meckert, weil die Fernbedienung fehlt oder das Essen nicht fertig ist. Und so ist der Vater oft der, der die Reste isst. Der, der die verbleibenden 2h am Abend mit Liebe und Spaß füllen muss. Der, der alles wieder gut machen soll, was am Tag schief gelaufen ist und woran es gemangelt hat. Er, der mit den Kindern ein ernstes Wort reden soll. Er, dessen Liebe jetzt zehnmal so viel gefordert wird von allen Seiten. Der Frau und den Kindern. Er, dessen Tag auch anstrengend war. Anders anstrengend. Den Kopf voll Arbeit, den Chef im Nacken, die letzte Stromrechnung überweisen. Und so ist es ein ständiges Wechselspiel aus Aufwiegen. Du hast dies. Ich hab das. Was hast du nicht? Einer muss das Geld ins Haus bringen. Einer, die Kinder hüten.


Die Lücke zwischen dem Paar wird immer größer. Die Lücke, die normalerweise eine Brücke ist. Eine Brücke aus Mitgefühl, Verständnis, Liebe, Sehen, Hören, Fühlen, Fragen und gemeinsam Herausfinden. Ja und diese Brücke ist bei vielen nicht mal vorhanden oder einsturzgefährdet, da irgendwann beide oder einer aufgehört hat, sich gesehen zu fühlen und die nötigen Wege zu gehen, um das Leben wieder gemeinsam zu bestreiten und nicht allein. Man kann nämlich auch zusammen allein sein. Auch das wird immer normaler. Doch ist es nicht fragwürdig, wenn man sich im eigenen Umfeld umblickt dies der neue Maßstab von normal ist. Getrennte Urlaube, Ausflüge, Tage, Stunden, Monate.


Bei den meisten wird dieses viele Alleinsein dann oft in eine Waagschale geworfen. So nach dem Motto: Was bringt mir dieser Mann eigentlich noch? Und überhaupt müssen Männer als auch Frauen überhaupt was bringen? So wie in einer Zweckgemeinschaft. Pro und Kontra von Abenteuerlust im Bett, gemeinsamen Dates, Urlauben und Geld werden hinterfragt.

Worauf lohnt es sich zu verzichten? Und aus welchem vorübergehend ist vielleicht ein IMMER geworden. Es entstehen mehr Differenzen. Man entfernt sich. Ernährung, Geburt, Auswandern, Selbstfindung, Schule. Die Meinungen der Paare klaffen auseinander. Denn es fehlt: Ein gemeinsames Wertesystem. Es fehlt die Vision der Familie, des Paares, des Ichs. Ein stilles, stumpfes, leeres Nebeneinander her existieren. Jeder neue Kontakt fühlt sich wie eine Ekstase an, wenn es in den eigenen vier Wänden stumm ist. Irgendwo gibt es Jemanden, der mir zuhört. Nur nicht die eigene Familie.


Das macht mich traurig. Denn mein Mann war mit beim Kinderarzt. Mein Mann war an meiner Seite vor, während und nach der Geburt. Mein Mann erlebt jeden Tag mit unserer Tochter wie ich. Mein Mann macht dieselben Dinge mit unserem Kind wie ich. Und ich weiß, dass das nicht immer geht und ein großes Privileg ist. Doch es ist auch ausgesucht. Gewählt. Und natürlich gibt  es auch diverse Eheformen oder Paargemeinschaften. Ich weiß, es gibt nicht den einen Weg und ich weiß auch: Für manche ist es gar nicht anders möglich.


Ich denke an das Teilen von Erfahrungen, Ängsten und Entwicklungen. Gemeinsam einen Weg beschreiten. Sich austauschen. Verstehen und Fühlen, was der andere durch macht. Zuhause und auf der Arbeit. Doch wie, wenn alles getrennt voneinander abläuft? Was bleibt da? Gesellschaftlicher Druck und ein großer Fehler im System machen es nicht besser. Doch wie die eigene Familie retten, die Väter wieder hören, sehen, spüren?



Und würde ich meine Tochter jetzt fragen, wovon es einfach manchmal doch sehr viel braucht, würde sie ihr neues Wort zücken: „DAMM!“ Und das heißt „zusammen“! Wir müssen einfach wieder anfangen, zusammen kreativ zu sein, Ideen zu spinnen, uns teilhaben lassen, unsere Gefühle erzählen und austauschen, uns im Arm liegen, gemeinsam lachen und weinen und dieses Leben leben wollen. Mit allem, was dazu gehört. Denn nur, indem man an dem Leben des Anderen, sei es das eigene Kind, die Eltern, der Partner teilnimmt und damit meine ich wirklich wahrhaftig da sein. Ohne Handy, ohne Ablenkung und auch gemeinsam neue Erlebnisse schafft, verbindet dies. Jeder auf seiner Insel schwimmt irgendwann davon.




VATERFIGUREN


Es gibt viele männliche Menschen, die viele toll finden, weil sie die bereits oben genannte Karteikarte der großen Worte besitzen. Sie sind stark, selbstbewusst, gutaussehend, wohlverdienend, schön gekleidet usw. Sie sind der Brad Pitt, Leonardo DiCaprio, der Johnny Depp oder der Ryan Reynolds. Sie sind, was Frau sich wünscht.


Was aber passiert, wenn es genau diese Figuren sind und die, die wir selbst im Kopf haben, die wir von unseren Kindern verlangen? Die wir ihnen unbewusst eintrichtern? Die wir von ihnen erwarten. Die unser Maß von Männlichkeit bedienen. Sei es im Sport, im Kindergarten, in der Schule, Zuhause. Und dann frage ich mich, was wir mit all den Erwartungshaltungen machen, die wir diesen unschuldigen, wunderbaren Wesen überstülpen. Wir sind es immer noch die Jungs laut, unruhig und auffällig machen. Wir sind es, die dazu beisteuern, dass sie irgendwann ihre Freunde auslachen, weil diese Trauer offen zeigen. Wir sind es, die dazu beitragen, was männliche Sprache definiert. Wie viel Alkohol ein Mann zu trinken und mit viel Sport er gut aussieht. Mit was für Sprüchen er cool ist und in welcher Gehaltsklasse attraktiv. Wir sollten nämlich nie vergessen: Auch ein Ryan Reynolds weint.



Ich hatte mal einen Jungen in meinem Schwimmkurs, der furchtbare Angst vorm Tauchen hatte. Ich sagte ihm daraufhin, dass es völlig okay sei, Angst zu haben und das wir Erwachsenen eben auch Angst vor einigen Sachen haben. Das war völlig neu für ihn. Denn was viele Kinder als Antwort auf ihre Ängste hören ist: „Stell dich nicht so an“ „Ein echter Mann schafft das“ „Papa kann das auch“ „Dein Bruder hat es auch geschafft“usw. Die Liste ist lang.


Er machte sofort große Augen und fragte: Vor was denn? Vor was hast du Angst? Ich musste schnell überlegen und sagte einfach, was mir auf der Zunge lag: „Höhenangst, Angst vor Krokodilen, Angst vor großen Mengen zu reden und und.“ Dabei viel mir auch auf, dass wir immer direkt denken, Angst müsste etwas ganz Großes sein. Dabei ist Angst auch. Zu versagen, den Eltern nicht gerecht zu werden, sich für etwas schämen usw. Er nickte nur und ich sagte ihm daraufhin: „Weißt du was, du kannst auch deine Eltern mal fragen, wovor die Angst haben.“ Er überlegte und am nächsten Morgen stand er am Beckenrand und erzählte mir stolz, dass sein Papa ihm gestern Abend im Bett, von seinen Ängsten erzählt hätte, nachdem er ihn gefragt hatte. Er besiegte nach einiger Zeit seine Tauchangst, weil er etwas viel Größeres verstanden hatte. Jeder Mensch hat Angst, egal wie groß oder klein, alt oder jung und in dem wir uns mitteilen wird sie etwas kleiner. Indem wir uns helfen noch kleiner und irgendwann liegt es an uns, sich ihr zu stellen. Der Vater kam ebenfalls zu mir und erzählte mir, dass sein Sohn ihn nach seiner Angst gefragt hätte. Dieses Erlebnis hat ihre Bindung für das weitere Leben gestärkt.



WAS GIBT ES ZUTUN?


Wir alle wünschen uns ein liebevolles Zuhause. Einen Ort, an dem wir wir sein können. So ganz wir und wenn wir noch nicht herausgefunden haben, wer das ist, dann können wir jetzt damit anfangen. Liebe Väter, Söhne, Männer, Frauen und Kinder, dieser Text ist keine Auskunft darüber, wie kacke eigentlich Väter sind oder das sie mehr von dem machen sollten, was wir Frauen tun. Es ist kein „Wenn alles gleich ist, ist es gut.“ Nein und Nein. Es ist eine Frage: Wo seid ihr Väter? Wir wollen Euch gerne mehr sehen! Ansehen, Verstehen, Fühlen, Erleben, Nah sein und Erinnerungen schaffen. Wir wollen Euch nicht in Rollen abschieben, die unsere Großväter und Urgroßväter kriegerisch verfochten haben. Wir wollen kein Zuckerbrot und Peitsche Haushalt. Ihr dürft eure Muster und Gewalt loslassen, die ihr von euren Eltern erlebt habt. Ihr dürft Euch verletzlich zeigen. Und wir, die Frauen, Kinder und Freunde sollten anfangen, hinsehen zu wollen. Zuhören zu wollen. Eine Umarmung geben, wo vielleicht anfangs ein Stottern über die eigenen Gefühle ist. Nochmal nachhaken, wo man eine Träne sieht. Nochmal fragen, wo man etwas spürt. Denn nur so lernen wir es nicht nur auszuhalten, wenn Männer traurig sind oder der eigene Papa weint. Wir lernen es anzunehmen, so wie den Schmerz eines Jeden. Wir lernen, nicht mehr wegzugucken oder uns eine Meinung über Väter zu bilden. Vater sein ist kein Stempel. Du wirst nicht als einer geboren. Als Mann vielleicht aber auch das hat nichts darüber auszusagen, wie du Männlichkeit definierst.


Gibt es einen Mann, einen/euren Vater, einen Freund in eurem Umfeld, den ihr großartig findet? Dem ihr das gesagt habt? Dann sagt es ihnen oder schreibt es in einem Brief. Denn mal Hand aufs Herz: Werden Väter nach der Geburt ihres Kindes gefragt, wie es ihnen geht? Wird ihnen auch Essen und Blumen gebracht? Werden sie in der Gesellschaft als unersetzlicher Teil von Familie gesehen?


Es gibt noch einen langen Weg vor uns! Doch mit Verständnis und Mitgefühl nähern wir uns ihm schon ein großes Stück. Der neue Mann ist keine Erfindung. Er ist nur eins: Ein Mensch wie du und ich.

92 Ansichten0 Kommentare

Aktualisiert: 17. Nov. 2023



SCHATTENARBEIT


Was bedeutet Schattenarbeit eigentlich wirklich? Die Schatten aus seiner Vergangenheit ansehen. Jeder behauptet, wenn er ein Kind bekommt, es anders als seine Eltern machen zu wollen. In den Kern dieser Aussage zu fühlen, das Gespräch ersuchen, sich den Schatten stellen, sie ansehen, aushalten, ausdiskutieren, erfragen, ersuchen, das tut weh. Diesen Weg gehen Wenige. Er erfordert großen Mut und steht immer in der Verlustangst der Liebe zu den Menschen, die einem das Leben geschenkt haben. Es kann beängstigend sein, sich fremd und kalt anfühlen, schreckliche Dinge über die eigenen Geschwister, Eltern, ihre Eltern, also unsere Großeltern oder deren Vergangenheit zu erfahren. Schatten verfolgen uns. Sie dringen durch Generationen. Sie schattieren Beziehungen. Sie machen Gespräche unecht. Schwer. Es entsteht eine unausgesprochene Distanz. Weil nichts verblasst. Schweigen ersetzt nicht das Wort. Es bohrt Lücken, Löcher, Hohlräume in Beziehungen. Wer schweigt, gibt die Verantwortung ab. Wer schweigt, sagt, das ist nicht mein Problem. Wer schweigt, der drückt den Schmerz in Ecken, in denen er oft in Form von anderen Krankheiten wiederkehrt. Glaubhaft erträglicher ist. Migräne, Rheuma, Todesangst, Panikattacken. Alles verschobener Schmerz. Unausgesprochene Worte.


Schatten sind: Übergriffe, Kriegstrauma und andere nicht aufgearbeitete / traumatische Ereignisse.


ANGST VOR


Verlustangst. Angst vor Strafe. Angst vor Liebesentzug. Angst vor Schuld. Verleugnung.

Die Angst ist oft größer als die Realität. Uns quälen Fragen über Fragen. Was wird passieren? Was macht es mit unserem Verhältnis? Werden meine Eltern mich noch lieben? Wie kann ich es ansprechen? Was passiert danach? Wie wird sich Gewohntes anfühlen? Werde ich aus der Familiengemeinschaft ausgeschlossen?Wird mir nicht geglaubt? Dagegen steht: Was, wenn man weiter schweigt. Folgsam, die Schatten schützt, weil man nicht verlieren mag, was man denkt zu haben. Familie. Was, wenn man die, die man liebt schützen will. Beschützen vor ihrem eigenen Urteil. Ihrer Trauer. Ihrem inneren Feind.


So ziehen sich die Schatten mit den Jahren und werden wie ein Laufstab weiter in die nächste Runde der Familie gegeben. Bis irgendwer gelähmt vor dem Scherbenhaufen steht und sich fragt: Wie gehe ich das hier eigentlich an? Welcher Besen kann das wegkehren? Wie soll ich das nur in Worte fassen? Und dann diese Ohnmacht aus: Warum ich? Warum muss ich die alten Muster auflösen? Warum sind die Anderen nicht ihre Probleme früher angegangen?


Sei es, weil man vielleicht selbst Eltern wird und den Schmerz auf einmal sieht und nicht mehr weitergeben möchte. Weil man auf einmal ein viel größeres, dickes, großes NEIN sieht, wo man vorher immer lieb mit einem Ja zugestimmt hat. Wenn einem plötzlich nicht mehr nach überspielter Freundlichkeit ist, weil es in einem etwas gibt, was schmerzt. Was tiefer liegt. Von dem man vielleicht weiß, dass unsere Eltern alle selbst mal Kinder waren. Dass sie auch Schmerz übertragen bekommen haben. Das auch sie Opfer ihrer Schatten sind. Und trotzdem gibt es vielleicht irgendwann diesen Schlüsselmoment, indem sich manches wie ein Übergriff anfühlt. In dem die Muster der eigenen Eltern, dem Enkelkind schaden oder uns selbst schon viel zu lange. Indem die Muster so schmerzen, dass sie nicht mehr aushaltbar sind. Einen Moment, indem vieles ins Sichtbare rückt und Schweigen keine Option mehr ist. Dann ist da dieser Moment, indem man es wirklich anders macht. Indem man sich den Mut nimmt und spricht. Die Konsequenzen aushält und sie respektiert, aber nicht fürchtet, weil man weiß, dass die gemeinsame Kommunikation entweder heilt oder alles zerbrechen lässt, was nie da war.


Denn was haben wir in Wirklichkeit für eine Familie oder Bindung, in der wir nur zum Schutz der Anderen existieren? Was ist es für eine Liebe, in der die gegenseitigen Grenzen missachtet werden oder gar nicht zur Sprache gebracht werden dürfen? Wo einem Strafe droht oder Familienausschluss.


SPRECHEN, REDEN, ANFANGEN

Es lohnt sich immer. DENN:

Was, wenn die Bindung tiefer wird? Die Liebe. Wenn es ehrlicher wird, aber zuerst schmerzt. Was, wenn es nachhaltiger und authentischer wird. Aufrichtiger. Mehr Liebe, mehr Verständnis füreinander. Was, wenn es zu einer Liebe führt, die sich beide schon immer gewünscht haben, aber sich nie trauten, weil sie ein Familiengeheimnis verstummt hat. Was, wenn wir annehmen können, dass Schatten eben dazugehören. Und doch jeder das Recht besitzt, sie ins Sichtbare zu holen und zu sagen: „Das fand ich nicht richtig. Dort habe ich mich sehr unwohl gefühlt.“ Wenn wir offen sind für die verschiedenen Perspektiven und Sichtweisen unserer Geliebten. Wenn wir ihren Schmerz annehmen können, auch wenn wir etwas damit zu tun haben. Wenn wir ihn anerkennen und stehen lassen können und er auch eventuell nicht mit unserer Erinnerung übereinstimmt. Dann schaffen wir einen Raum voll Liebe und schlagen Wurzeln, auf denen man gemeinsam wachsen kann. Indem wir unser Ego beiseite lassen z.B „ein guter Vater oder eine gute Mutter“ sein zu wollen. In der wir unser Ego von Perfektion beiseite legen und sehen das es eben mehr Gefühle in der Palette des Lebens gibt als unsere eigenen. Das es viele Interpretationen von Erlebten gibt. Das Schmerz unterschiedlicher Natur ist und das er nicht immer in den selben Ereignissen entsteht.


Wenn wir nicht frei und offen darüber sprechen können, dann war es nie echt. Nie offen. Nie aufrichtig. Dann war es schon verloren. Die Beziehung. Die Bindung. Das Zusammensein. Und trotzdem sollten wir es versuchen. Auch für uns. Für unsere Werte. Unser Wachstum. Unseren Schmerz. Unsere Liebe zu uns und unseren Kindern.


Familie bedeutet auch mutig sein. Trauen. Wagen. Wirklich fragen. Nicht urteilen. Nicht verurteilen. Zuhören. Fragen. Konsequenzen tragen und weiter gehen. Entdecken, was Familie heißt. Neu Erfinden. Kein Bild in Stein meißeln. Schatten sind auch schön. Schatten sind auch Leben. Nur dürfen wir nicht wegsehen.

Anfangen ist immer schwer. „Es war schon immer so.“ „Es sollte nie verändert werden.“ "Wir machen das schon immer so.“ Und jetzt stürzt man dieses alte Mauerwerk um und fragt: Geht es auch anders?


SCHAM


Scham kann einen erdrücken. Lähmen. Denn Scham zeigt man in unserer Gesellschaft nicht. Scham gehört oft zu den vermeintlich negativen Gefühlen. Dabei ist Scham ein wichtiger Indikator unserer Seele, der darauf aufmerksam macht, dass wir uns unwohl fühlen. Das uns etwas bewegt. Doch mit Scham fühlt man sich oft schlecht, wertlos und einsam. Was könnten Andere denken? Man darf keine Schwäche zeigen. Man hat zu funktionieren. Die Scham, etwas falsch zu machen. Zu versagen. Dem eigenen Bild oder dem der Anderen nicht zu genügen. Scham, keine guten Eltern zu sein. Ja, man kann sich auch für die eigene Familie schämen. Für deren Eigenarten, Sünden, Werte, Verhaltensweisen, politischen Ansichten, Muster und und und. Man empfindet viel mehr Scham, zu dieser Familie zu gehören. Durch Geburtsrecht oder was auch immer.

Unsicherheit und emotionale Risiken sind unser Leben. Verletzlichkeit macht lebendig. Scham kann man nur auflösen, indem man darüber spricht. Dann verwandelt sich die Scham in Verletzlichkeit. Nur indem wir unsere Gefühle zur Scham offenbaren, können Andere uns helfen und sich in uns hinein fühlen. Eine Familie und damit auch eine Wahlfamilie sollte jede für uns peinliche Geschichte mit Empathie und Verständnis entgegennehmen. Denn jeder Mensch, der menschlich ist und das sind wir hoffentlich alle, hat peinliche Momente oder Geschichten erlebt. Das Gefühl der Scham ist das, was wir aus diesen Erlebnissen machen. Wir bewerten sie, indem wir uns isolieren und denken, wir wären die Einzigen, denen so etwas passiert ist. Scham kann man immer überwinden in der Verbindung zu anderen Menschen. So machen wir die Erfahrung, dass wir gar nicht alleine sind. Oft sollen wir von klein auf funktionieren und immer alles unter Kontrolle haben. Wenn man das versteht, dann kann man dem gezielt entgegenwirken und es auflösen. Scham zu zeigen ist Verletzlichkeit und Verletzlichkeit verbindet.

ÜBERGRIFF

Was bedeutet Übergriff? Übergriffe finden an vielen Orten in sehr unterschiedlichen Kontexten statt. Eins haben sie gemein: Sie sind nie okay. Ich habe schon immer vieles als ungerecht empfunden und jetzt, wo ich eine Tochter habe, suche ich oft nach diesem Wort und ich spüre dessen Bedeutung noch mehr.


Per Definition ist ein Übergriff eine Handlung, mit der man die Rechte, den Kompetenzbereich eines anderen verletzt, bestimmte Grenzen überschreitet.


Übergriff kommt von Übergreifen. Eine Grenze übergreifen, einen Bereich betreten, der jemand anderen schadet oder verletzt. Übergriffe kann es auf vielen Ebenen, in unterschiedlichen Positionen geben. Es gibt Machtübergriffe. Geldübergriffe. Körperliche Übergriffe. Dabei geht es oft darum, dass man eine bestimmte Position, die oft mit Macht oder Autorität verbunden ist, ausnutzt. Eltern sein, Chef sein, körperlich überlegen sein. Es gibt eine Form von Abhängigkeitsverhältnis. Mir fallen viele Übergriffe ein. Ein Kleinkind hinter sich her schleifen, weil man selbst unbedingt zu einem Termin muss. Ein Kind küssen, obwohl es nicht möchte. In einen Kinderwagen herein greifen und ein fremdes oder bekanntes Baby anfassen. Kinder, nicht um Erlaubnis fragen, weil sie Kinder sind. Seinen Kindern ungefragte Ratschläge erteilen. Erwachsene Kinder, wie Neugeborene behandeln. Befehle erteilen. Strafen ausführen. Gewalt anwenden. Die eigene Macht ausnutzen. Die Stimme erheben. Ängste ignorieren. Über Gesagtes hinwegreden oder überhören.


Es gibt leider sehr, sehr viele Beispiele. Ich denke immer wieder an unsere Arbeit als Schwimmtrainer und an das Element Wasser als einen sehr großen unbekannten Raum. In diesem Raum wissen wir nicht, wie tief es ist, wie groß er ist, wo er endet oder beginnt. Ob wir wieder lebend herauskommen und was er mit uns macht. Trotzdem gehen wir als Kinder in diesen Raum voller Angst und Unbekannten. Unsere Erfahrung wird maßgeblich von den Menschen beeinflusst, die uns diesen Raum zeigen. Eine unserer wichtigsten Regeln ist: Ein Nein wird als eines gehört und akzeptiert. Wenn ich diese Worte ausspreche, gibt es sehr viele Kinder, die nicht wissen, was ich damit meine, bis es zu einem sogenannten „Angstmoment“ kommt. Einem Moment, indem ich überlegen bin, weil ich das Wasser kenne und der Erwachsene bin, der im Wasser stehen kann. Es geht z.b um tauchen. Ich könnte meine Autorität ausnutzen und das Kind, das Angst vor Tauchen hat, zwingen, etwas für mich hoch zu tauchen. In diesem Satz sind drei Fehler. Meine Autorität ausnutzen, das Kind zwingen und etwas für mich tun. Leider ist das für die meisten Kinder etwas völlig Normales. Dass über ihre Grenzen hinweg gegangen wird, um bestimmte Dinge der Eltern zu erreichen. Lernerfolge, Termine, Gefühle. Lernziele, die sie selbst nicht fühlen oder die Eltern gut fühlen lassen. Es erschüttert mich auch nach 10 Jahren Schwimmarbeit zutiefst, wie oft ich Kindern begegne, deren Grenzen missachtet werden und deren Nein übergangen wird. Sie erleben in unserem „Unterricht“ das erste Mal, dass ihr Gefühl eine Daseinsberechtigung hat. Dass sie gehört und geachtet werden. Ich erkläre ihnen, dass ich auch Angst vor Dingen habe. Dass ich auch nichts machen möchte, wo ich nicht zustimme. Es ist ein Verhältnis auf Augenhöhe.


Und ich weiß, wie viel Einfluss, meine Worte und Taten auf ihr späteres Leben haben. Es entscheidet sich, wie wir mit Konflikten umgehen, wie wir mit Mitmenschen umgehen, über unser Ausmaß an Empathie, über unsere Selbstliebe und unsere Verbindungen. Es entscheidet darüber, ob wir in Wahrheit mit unseren eigenen Gefühlen leben dürfen. Ob wir liebenswert sind, auch wenn wir NEIN sagen. Es entscheidet, ob wir uns anderen anvertrauen und unseren Eltern die Wahrheit sagen, wie es uns geht. Ein Kind ist ein Mensch und umgekehrt. Jeder Mensch ist ein Kind. Diese zwei Sätze sind lebenswichtig. Jedes Kind ist ein Mensch mit vollen Rechten. Sie sind kein Zubehör oder haben alte Muster wie „Manchmal muss man eben auch etwas tun, was man nicht will“ oder „manchmal muss man eben den A**** zusammenkneifen, damit man was erreicht“ für uns auszuführen. Sie dürfen gegen diese Muster sein und für ein anderes Miteinander. Und jeder Mensch, der uns begegnet, ist ein Kind. In jedem Menschen steckt dieses Kind. Was verletzt wurde, dem nicht zugehört wurde, das funktionieren musste. Und dabei kommt sehr viel Liebe hoch für die Menschen dieser Welt. Wenn man das sehen kann, kann man einfühlsamer voranschreiten. Man besinnt sich darauf, diesen Ort zu schaffen, wo Platz für Scham, Verletzlichkeit, Angst und Zweifel sind. Wenn es diesen Raum gibt, werden sich auch weniger Traumata durch unsere Generationen in Form von Schatten schleichen. Schattenarbeit ist jeden Tag.

WO MAN NEIN SAGEN DARF, DORT GIBT ES IMMER EIN EHRLICHES JA


Orte, an denen man bedingungslos und straffrei Nein sagen kann, sind Schutzräume. Sie schenken echte Geborgenheit. Dort, wo es keinen Tauschhandel gibt. Wenn du brav bist, gibt es dies. Denn dieser kleine Satz beinhaltet, wenn du dein eigenes Nein übergehst z.B in Form von Tauchängsten und deine Ängste unterdrückst, dann bekommst du Playmobil XY. Sprich es gibt eine Belohnung dafür, dass ich nicht ehrlich sage, was ich empfinde, was ich nicht machen möchte oder wovor ich Angst habe.

Noch dazu erhalte ich dafür eine Belohnung. Ich lerne also, es ist gut, nicht die Wahrheit über meine Gefühle zu sprechen. Das gibt es sehr, sehr viel in Familien. Ich weiß, es ist verdammt schwer, Eltern zu sein. Ein anderes Muster wäre: Könntest du dies oder jenes für mich tun und wenn du es nicht tust, gibt es irgendwo oder irgendwann eine heimliche Konsequenz, eine Strafe, dass du nicht in dem Rahmen funktioniert hast, wie es wollte. Das alles ist ein Beispiel für einen Ort von Familie und Beziehung, der kein klares NEIN akzeptiert. Ein NEIN darf nicht persönlich genommen werden, auch wenn es das sein kann. Liebe ist nicht an Bedingungen oder Leistungen geknüpft. Jeder Mensch IST geliebt. Ab dem Zeitpunkt der Geburt. Und zwar allein dafür, dass man ist. Man muss nichts tun, machen, erfüllen, ansammeln bis es man geliebt wird. Das zu wissen, ist wichtig.


Nein zu sagen, wenn die eigenen Grenzen ins Wanken geraten. Nein, zu sagen, wenn man sich nicht wohlfühlt. Nein auch zu Familie zu sagen. Und dabei ist das Nein dann doch oft ein viel größeres Ja. Ja zu tieferer Bindung, Liebe, Wachstum und Zusammensein. Wer Nein sagen kann, der kann viel leichter Ja sagen. Wo Nein akzeptiert wird, gibt es ein JA, das man gerne und mit vollem Herzen sagt. Ich wünsche uns den Mut für dieses Nein und dass wir daran wachsen können und nicht an Liebe verlieren, sondern gewinnen. Denn dazu sollten wir uns einladen.


geschrieben von Luise


82 Ansichten0 Kommentare
1
2

BLOG

bottom of page