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Autorenbildlui & jay

Eine neue Angst.


Ich habe Angst. Angst, in was für einer Welt meine kleine Prinzessin aufwächst. Angst vor dem, was auf unseren Straßen herumläuft. Angst vor Übergriffen. Mir macht Angst, wozu Menschen fähig sein können. Davor, was ihnen gelehrt wurde. Vor allem in dieser maskulinen Welt, wo Frauen nach wie vor als hilflos angesehen werden. Als schwach. Als leichtes Ziel. Frauen und Kinder nehmen im Krieg und überall immer den größten Schaden. Sie werden genutzt. Als Ventil. Aber ich sage das so, als wüsste ich wie es im Krieg ist.


Das macht mir Angst. Wenn meine Kleine mal alleine loszieht. Bei Freunden übernachtet. Alleine reisen geht. Die Welt erkundet und sich mit Fremden (für mich) umgibt. Die Angst ist meine Angst. Sie entstand jetzt erst. Ich kannte das vorher nicht. Bisher war wenig Angst existent bei mir. Mehr Respekt. Zugleich sehr viel Vertrauen mir selbst gegenüber, dass ich Situationen erkennen kann. Ich habe diese Angst bei mir selber nicht. Aber meine Eltern bestimmt.


Sie soll keine Angst vor der Welt haben. Sie soll aber auch nicht naiv sein. Aber auf der anderen Seite soll sie das doch sein. Neugierig. Wissbegierig. Hinterfragend. Ich möchte diese wunderbare Utopie für sie. Wo alle Menschen toll sind. Wir uns alle mögen. Wir uns helfen und verstehen. Wo wir jederzeit Empathie zeigen und Freunde werden können. Wo wir uns die Hand reichen, Essen teilen, Schlaforte teilen. Wo es keinen Missbrauch gibt. Kein Mobbing. Keine Torturen. Wo wir nicht unseren eigenen Glauben über Andere stülpen. Ein Ort, wo wir alle frei sein können. Frei von fanatischen Glauben, frei vom Geld. Wo wir alle das gemeinsame Ziel haben: ein friedvolles Leben miteinander. Wo wir gemeinsam wachsen wollen. Gemeinsam erkunden. Dem anderen zuhören und dem anderen helfen wollen. Ganz ohne Ego. Es gibt diese Welt. Im Kleinen. Überall versteckt. Aber vor allem in uns selbst, wenn wir das wollen.


Ich glaube fest daran, dass wir Menschen nicht hier hergehören. Dass wir herkamen. Von irgendwo anders. Wir behandeln Tieren schrecklich. Die Natur. Andere Menschen. Wir haben viel Böses in uns. Naja nicht in uns. In unserer Geschichte. In unseren Erziehungsmustern. In dem, was wir glauben, ist richtig. Frust und Wut. Es ist unser Ego, welches die Welt zerstört. Unser Anspruch auf Dinge. „Ich habe aber das Recht dazu.“ Das zerstört uns. Ansprüche. Das gift unserer Neuzeit. Anspruch auf ein besseres Leben. Auf mehr. Auf etwas anderes, als wir haben. Auf Dankbarkeit, Fürsorge, Bemitleidung. Unser Gift der Neuzeit. Und es ist genau das, was unser Leben so leidensfähig macht. Anstatt den Moment zu Leben. Dankbarkeit zu Leben. Hier und Jetzt zu sein. Akzeptieren, was ist und es dann verändern. Nicht weil ich denke, ich habe das Recht dazu. Einfach, weil ich wachsen möchte.


Und wie kann ich sie darauf vorbereiten, ohne dass sie Angst hat? Angst erzeugt Wut. Und Wut führt zur dunklen Seite. Das wissen wir alle. Ich kann nicht immer für sie da sein. Na ja, doch. Aber nicht physisch. Sie wird ihre eigenen Wege gehen. Und dann denke ich: Jeder Mensch war mal ein Baby. Naiv. Neugierig. Unschuldig. Wir werden nicht böse geboren. Wir sind nicht böse. Wir wollen nicht andere verletzten, aber wir tun es. Weil wir denken: „Ich weiß die absolute Wahrheit. Ich habe recht. Und das, was ich Glaube, ist richtig. Nichts sonst.“


Ich kann sie nur begleiten, ja. Behüten? Rund um die Uhr? Das geht nicht. Wenn ich an mein Leben denke und an meine Kindheit. Meine Eltern waren da, aber nicht immer und überall. Es wird Hürden geben, die sie selbst beschreiten muss. Das weiß ich. Aber es ist kein tolles Gefühl. Es ist kein schönes Gefühl, zu wissen, in was für eine Welt sie geht. Manchmal zumindest. Unsere Welt, die Menschheit, ist vergiftet. Wir haben ein massives Problem. Also, was kann man tun?


Ihr die schönen dinge zeigen. Sie aufbauen. Ihr sagen, es ist alles möglich. Sie begleiten. Da sein.

Nicht immer einschreiten. Vertrauen. Kämpfen, wenn es sein muss. Mut machen. Mutig sein. Den Fokus darauf legen, wie schön es sein kann. Law of Attraction. Nicht, was alles passieren kann. Aus Konsequenzen Chancen ziehen. Lernen lassen. Lehren. Aber nicht das, was ich für richtig halte. Austauschen, Fragen stellen. Antworten suchen. Ich weiß nicht alles, das werde ich nie. Ich habe nicht „Recht“. Ich habe Erfahrung. Aber das ist meine Erfahrung. Das ist nicht die absolute Wahrheit. Ihr den Raum geben unsere vermittelten Werte zu hinterfragen. Sich selbst kreieren, ohne Muster und Schubladen.


Ich habe Angst, dass ich all das nicht schaffe. Und dass ihr was zustößt. Und das wird es. Nur so lernen wir. Nur durch Risse kommt das Licht hinein. Nur durch Hindernisse lernen wir sie zu beschreiten. Aber was man tun kann, ist es gemeinsam zu tun. Und das ist dann doch irgendwie Eltern sein. Immer da zu sein. Fehler zu erlauben. Wieso auch nicht. Wer bin ich, dass ich etwas nicht erlauben darf? Begleiten ist das Schlüsselwort. Mehr kann ich nicht tun. Meinen Werten treu bleiben mit der Möglichkeit sie zu ändern. Vorleben, was ich für richtig halte. Immer mit der Option es zu hinterfragen. Wir lernen ein Leben lang. Manchmal sogar länger. Kämpfen. Gegen Hass. Wohl eher für Liebe. Für Gleichberechtigung. Für Empathie. Für Frieden. Für Nächstenliebe.


Nur so verändern wir was.


geschrieben von Jakob

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1 Comment


Thomas K.
Thomas K.
Oct 11, 2023

Nachdem ich erst einmal einige Tränen vergossen habe, ja und noch einmal ja. Diese Gedanken hatte und habe ich mindestens 5x gehabt. Für Jedes Kind, dann für alle Zusammen und vielfach für betreute Kinder und mehr. Die Balance zu finden ist unsagbar schwer. Mal zu viel getan, mal zu wenig? Dann Vorwürfe bekommen als sie erwachsen waren. Vor allem von unserer Tochter. Meine Eltern waren zu Beginn des zweiten Weltkrieges geboren. Ich selbst groß geworden in der Zeit des kalten Krieges. Ständige Bedrohung durch Atombomben. In den 80zigern Terrorgruppen im eigenen Land. Ganz in der Nähe des Wohnortes meiner Kindheit. In meiner Jugend erkannte ich, Mitte der 70ziger, die Bedrohung durch pharmazeutische, chemische, landwirtschaftliche -und andere Wirtschaftskonzerne. Energiekonzerne mit Atomkraft.


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