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Autorenbildlui & jay

Liebe Väter, wo seid ihr nur?




Ich weiß, vielleicht habe ich gar kein Recht auf diesen Text. Denn ich bin eine Frau, eine Mutter. Eben kein Mann, kein Vater. Doch irgendwas in mir berührt mich tief. Ich muss schreiben.


Ich denke an das Wort „DAD“. Ich denke an die Dad’s, die Väter, die wir feiern. An die Ketten, Mützen und Socken, auf denen dieses Wort sich mittlerweile einen festen Platz genommen hat. Überall diese Geschenke. Sind diese Geschenke Ausdruck der Feierlichkeit, dass wir alle ganz tolle „Dads“ kennen oder sind sie ein Appell, ein Hilfeschrei: „Hey Dad, wo bist du eigentlich?“


Ich denke an einen schicken Jeep, aus dem ein perfekter Dad aussteigt. Einer mit Sonnenbrille und Chucks, einer coolen Hose und einer Beanie. Er hält den Rucksack seiner Kinder in der Hand und in der anderen hält er seinen Kaffee oder Blumen für die MUM. Das ist der moderne Dad. Den Vater, den sich alle wünschen. Gepflegt, wohlverdienend, sportlich, romantisch, cool, sexy, redegewandt, gut gekleidet aber nicht zu gut und der Familienheld schlecht hin. Es muss Kaffeeflecken auf seiner Hose geben, damit man ihm das Dad auch echt abkauft. Doch hinter den Kulissen der Außenwelt sieht es anders aus.


Ich denke an Kinderarztpraxen, die leer gefegt von Vätern sind. Ich denke an Schulwege auf denen Mütter, mit ihren Kindern an der Hand gehen. Ich denke an Parks und Stadtplätze. auf deren Bänken tummeln sich schnackende Mamas. Ich denke an Cafés: Auch da selten Väter. Mütter vertreiben ihre Zeit, bis der Mann Nachhause kommt. Dann denke ich an Urlaube: Dort sieht man das Ergebnis totaler Entfremdung. Der moderne Mann am Handy, Vollzeit beschäftigt. Kommt im Urlaub nach, weil er noch arbeitet oder fährt vor, damit er noch arbeiten kann. Egal, wo das Wort Papa fällt, es hat mit Arbeit zutun. Beschäftigt sein. Das Hamsterrad am laufen halten.


Dann denke ich an Väter, die abends Zuhause kein Auge zukriegen, weil sie nachdenken. Über ihren Job und die Finanzen. Ihre Familie, ihre Frau, ihr Leben. Ich denke an Überforderung und Schmerz und Verletzlichkeit. An die Angst und den Druck, die Familie versorgen zu müssen. Ich denke an immerzu Stress. Selten abschalten können. Selten da sein. Da sein. Bei sich selbst. Bei der Frau. Bei den Kindern. Einchecken in dem Haus der eigenen Gefühle.


Ich spüre die Kälte, Distanziertheit, Verschlossenheit und Oberflächlichkeit in den Gesprächen von Männern. Trifft man Familien, sind es meistens die Väter, die kaum Hallo sagen und schon widmen sie sich wieder der Arbeit. Flüchten. Abtauchen. Taub sein. Die eigenen Gefühle nicht mehr kennen. Ich denke daran, wie normal all das geworden ist. Denn wir kannten es ja nie anders, wenn wir an unsere Väter zurück denken oder die unserer Freunde.


Ein Mann sein ist immer noch Stärke und Dominanz. Es ist aber nicht Tränen, Ängste, negative Gedanken, Burnout. Überall, wo wir sind oder arbeiten erscheint uns dieses Bild. Wir sehen auch den Gegenpart dazu. Einsame Frauen, die Redebedarf haben. Einsame Kinder, die beschäftigt werden müssen. Die vollgestopft werden mit dem neusten Spielzeug, der besten Ablenkung oder dem nächsten Play-Date. All das aus Überforderung. Denn klar ist: Kein Elternteil ist allein gut. Weder in der Arbeit, noch der Kinderbegleitung.



DER EIGENE VATER


Wie war euer Vater? Wie habt ihr ihn genannt: Vater, Papa, Papi oder bei seinem Vornamen?

Ward ihr Euch nah, fern, gemütlich, freundschaftlich, distanziert, verbunden? Wer war oder ist euer Vater? Kennt ihr ihn? Kennt ihr seine Gefühle, Ängste, Werte?


Wer ist dieser Mann aus den Filmen, Abenteuern und Traumwelten? Ist er der Beschützer, Versorger, einsamer Wolf oder Klassenclown? Gab es Strafen, laut sein, Wut, kaum Emotionen?



Da wären wir konfrontiert mit unserer eigenen Kindheit. Der Wahrheit hinter dem Vorhang. Der Mensch hinter der Familienrolle. Denn wenn ich an die Väter meiner Kindheitsfreunde denke, kommen mir nur komische Bilder in den Sinn. Vor allem beim genauer hinsehen, drüber nachdenken. Ja, wann denkt man überhaupt darüber nach? Man nimmt es hin. Man denkt eben: So muss das. So sind Väter. Dein Umfeld bildet den Kreis deiner Möglichkeiten ab. Deiner Realität. Ich denke an verschiedene Typen von Vätern. Den Zornigen, mit etwas dickerem Bauch, kahlem Haar. Der Ausdruck von Stress. Sein Hemd in der Hose, schwarz/grau sind die Grundfarben seines Wesens. Sein Platz am Tisch ist klar und seiner im Sessel vorm Fernseher auch. Er sagt dir Hallo und grüßt dich aber für mehr hat er nichts übrig. Dann denke ich an den Redegewandten, den Unterhalter, den Klassenclown. Der, der für alles einen Witz, eine Anekdote, eine Familiengeschichte übrig hat. Er scheint offen zu sein, doch an seine eigenen Gefühle kommt man nur schwer. Er trägt die Levis Jeans, die Pantoffeln, etwas längeres Haar und vielleicht einen Wollpulli. Den Business Mann, den man fast nie bei Freunden gesehen hat. Er kommt spät und geht früh. Er hat eine Geschäftswohnung am anderen Ende des Landes. Er trägt immer Anzug und Brille. Hat die richtige Krawatte und den immer richtigen Haarschnitt. Anwesend ist er nie. Dann gibt es noch den Ökopapa, den mit den Farben und dem grauen, langen Haar und der Brille. Mit dem angenehmen Bauch, ein Genießer aus seinem eigenen Garten, macht Musik und hat Tiere bei sich. Er ist wirklich lieb und hat seine Träume nicht aufgegeben, sondern nur im Keller geparkt. Er ist der Lebenskünstler schlecht hin und Familie steht über den eigenen Finanzen. Doch auch seine Gefühle bleiben meist ein Rätsel. Viel mehr schiebt er seine Kinder vor sein eigenes Leben. Die meisten dieser Väter leben in Rückzug, Arbeit oder ihren eigenen Welten.

Es gibt viele dieser Bilder. Meistens Lehrer, Ärzte, Rechtsanwälte, Ingenieure, Handwerker usw.


Was hinter geschlossenen Türen passiert, weiß man daher eigentlich nie. Es sei denn, Freunde erzählen einem davon. Oder man erfährt später in seiner eigenen Therapie davon, weil man sich fragt, warum man selbst so zu seinen eigenen Kindern ist. Man weiß nicht, wer geschlagen hat, Zimmerarrest, Popoklatscher, laute, verletzende Worte abgegeben hat. Man weiß nicht, wer sich zurückgezogen hat, sich nie entschuldigen konnte, immer die Mama vorgeschickt hat oder heimlich geweint hat. Wer zu viel getrunken, gearbeitet oder fremdgegangen ist.


In vielen Fällen ist das auch heute noch der Fall. Egal, wie sehr Gewalt verpönt ist. Sie gibt es in vielen Formen und ist meist Ausdruck von der eigenen Hilflosigkeit, Kontrollverlust oder ein Schattenwurf der eigenen Kindheit. Sie ist nicht zu entschuldigen.


Was machen Väter eigentlich? Sie füllen die Konten, reparieren Fahrräder, helfen Oma im Garten, lesen Zeitung, schauen Tagesschau, bringen Bilder an die Wand, fahren in den Baumarkt, Saturn, retten einen aus der S******, feuern einen beim Sport an oder grillen die Bratwurst.


Es macht wütend, traurig und verzweifelt, wenn man einer dieser Väter ist oder eben nicht. Wenn man die Frau ist oder das Kind von einem dieser Väter. Man möchte helfen, nah sein, verstehen und umarmen. Man möchte sagen: „Papa, du darfst auch verletzlich sein!“


Je älter man wird oder Kinder bekommt oder sich auf die Suche nach der eigenen Geschichte macht, desto weniger egal ist es einem, was mit dem eigenen Vater ist. Man möchte verstehen, wie sein eigener Papa aufgewachsen ist, wie seine Eltern zu ihm waren, warum er so oder so gehandelt hat. Was er anders machen würde. Was ihn verletzt hat. Welche Träume er hat? Für manche kann genau das auch der Auslöser sein, nie mehr etwas von seinem Vater wissen zu wollen. Eine Familie kann vieles auslösen. Doch es gibt auch Wege für Heilung.



AUF DEN SPUREN DER VÄTER


Wer ist der Vater im Geflecht Familie? Wie steht es um ihn und seine Frau? Wie ist die Bindung zu seinen Kindern? Was macht die Männlichkeit mit einer Beziehung?


Wäscheberge, fehlende Worte, müde Augen, ein leerer Blick, ein unaufgeräumtes Zuhause und nörgelnde Kinder. Er, der Vater kommt Nachhause. Es ist spät. Die Energiekonten leer. Seine von Arbeit und Stress. Ihre von Kindern und Alltag. Es bleiben die Spuren des Elternseins. Was bleibt?Meckern, Aufräumen, Einkaufen, auf dem Sofa einschlafen, die Geschirrspülmaschine anschmeißen, den Morgen planen. Was fehlt? Verständnis und Mitgefühl für den Tag und das Erleben des Anderen. Er, der Vater, der meistens nervt, weil er als überflüssig empfunden wird. Er, der Störpunkt, wenn er Nachhause kommt. Er, der nicht da war und nicht weiß, was tagsüber passiert ist. Wer sich mit wem gezankt hat. Wie der Kindergarten war, was es zu Essen gab, welche Kleidungsgröße die Kinder haben, wer sich die Windeln voll gekackt hat. Wie viele Nervenzusammenbrüche Mama hatte, weil es ihr zu laut, zu viel, zu wenig sie war. Er, der noch mehr Wäsche und Stress und Unruhe Nachhause bringt. Er, der die Routinen crasht. Er, der nichts versteht vom Leben Zuhause. Er, der seine Koffer nicht selber packen kann. Er, der nun auch noch meckert, weil die Fernbedienung fehlt oder das Essen nicht fertig ist. Und so ist der Vater oft der, der die Reste isst. Der, der die verbleibenden 2h am Abend mit Liebe und Spaß füllen muss. Der, der alles wieder gut machen soll, was am Tag schief gelaufen ist und woran es gemangelt hat. Er, der mit den Kindern ein ernstes Wort reden soll. Er, dessen Liebe jetzt zehnmal so viel gefordert wird von allen Seiten. Der Frau und den Kindern. Er, dessen Tag auch anstrengend war. Anders anstrengend. Den Kopf voll Arbeit, den Chef im Nacken, die letzte Stromrechnung überweisen. Und so ist es ein ständiges Wechselspiel aus Aufwiegen. Du hast dies. Ich hab das. Was hast du nicht? Einer muss das Geld ins Haus bringen. Einer, die Kinder hüten.


Die Lücke zwischen dem Paar wird immer größer. Die Lücke, die normalerweise eine Brücke ist. Eine Brücke aus Mitgefühl, Verständnis, Liebe, Sehen, Hören, Fühlen, Fragen und gemeinsam Herausfinden. Ja und diese Brücke ist bei vielen nicht mal vorhanden oder einsturzgefährdet, da irgendwann beide oder einer aufgehört hat, sich gesehen zu fühlen und die nötigen Wege zu gehen, um das Leben wieder gemeinsam zu bestreiten und nicht allein. Man kann nämlich auch zusammen allein sein. Auch das wird immer normaler. Doch ist es nicht fragwürdig, wenn man sich im eigenen Umfeld umblickt dies der neue Maßstab von normal ist. Getrennte Urlaube, Ausflüge, Tage, Stunden, Monate.


Bei den meisten wird dieses viele Alleinsein dann oft in eine Waagschale geworfen. So nach dem Motto: Was bringt mir dieser Mann eigentlich noch? Und überhaupt müssen Männer als auch Frauen überhaupt was bringen? So wie in einer Zweckgemeinschaft. Pro und Kontra von Abenteuerlust im Bett, gemeinsamen Dates, Urlauben und Geld werden hinterfragt.

Worauf lohnt es sich zu verzichten? Und aus welchem vorübergehend ist vielleicht ein IMMER geworden. Es entstehen mehr Differenzen. Man entfernt sich. Ernährung, Geburt, Auswandern, Selbstfindung, Schule. Die Meinungen der Paare klaffen auseinander. Denn es fehlt: Ein gemeinsames Wertesystem. Es fehlt die Vision der Familie, des Paares, des Ichs. Ein stilles, stumpfes, leeres Nebeneinander her existieren. Jeder neue Kontakt fühlt sich wie eine Ekstase an, wenn es in den eigenen vier Wänden stumm ist. Irgendwo gibt es Jemanden, der mir zuhört. Nur nicht die eigene Familie.


Das macht mich traurig. Denn mein Mann war mit beim Kinderarzt. Mein Mann war an meiner Seite vor, während und nach der Geburt. Mein Mann erlebt jeden Tag mit unserer Tochter wie ich. Mein Mann macht dieselben Dinge mit unserem Kind wie ich. Und ich weiß, dass das nicht immer geht und ein großes Privileg ist. Doch es ist auch ausgesucht. Gewählt. Und natürlich gibt  es auch diverse Eheformen oder Paargemeinschaften. Ich weiß, es gibt nicht den einen Weg und ich weiß auch: Für manche ist es gar nicht anders möglich.


Ich denke an das Teilen von Erfahrungen, Ängsten und Entwicklungen. Gemeinsam einen Weg beschreiten. Sich austauschen. Verstehen und Fühlen, was der andere durch macht. Zuhause und auf der Arbeit. Doch wie, wenn alles getrennt voneinander abläuft? Was bleibt da? Gesellschaftlicher Druck und ein großer Fehler im System machen es nicht besser. Doch wie die eigene Familie retten, die Väter wieder hören, sehen, spüren?



Und würde ich meine Tochter jetzt fragen, wovon es einfach manchmal doch sehr viel braucht, würde sie ihr neues Wort zücken: „DAMM!“ Und das heißt „zusammen“! Wir müssen einfach wieder anfangen, zusammen kreativ zu sein, Ideen zu spinnen, uns teilhaben lassen, unsere Gefühle erzählen und austauschen, uns im Arm liegen, gemeinsam lachen und weinen und dieses Leben leben wollen. Mit allem, was dazu gehört. Denn nur, indem man an dem Leben des Anderen, sei es das eigene Kind, die Eltern, der Partner teilnimmt und damit meine ich wirklich wahrhaftig da sein. Ohne Handy, ohne Ablenkung und auch gemeinsam neue Erlebnisse schafft, verbindet dies. Jeder auf seiner Insel schwimmt irgendwann davon.




VATERFIGUREN


Es gibt viele männliche Menschen, die viele toll finden, weil sie die bereits oben genannte Karteikarte der großen Worte besitzen. Sie sind stark, selbstbewusst, gutaussehend, wohlverdienend, schön gekleidet usw. Sie sind der Brad Pitt, Leonardo DiCaprio, der Johnny Depp oder der Ryan Reynolds. Sie sind, was Frau sich wünscht.


Was aber passiert, wenn es genau diese Figuren sind und die, die wir selbst im Kopf haben, die wir von unseren Kindern verlangen? Die wir ihnen unbewusst eintrichtern? Die wir von ihnen erwarten. Die unser Maß von Männlichkeit bedienen. Sei es im Sport, im Kindergarten, in der Schule, Zuhause. Und dann frage ich mich, was wir mit all den Erwartungshaltungen machen, die wir diesen unschuldigen, wunderbaren Wesen überstülpen. Wir sind es immer noch die Jungs laut, unruhig und auffällig machen. Wir sind es, die dazu beisteuern, dass sie irgendwann ihre Freunde auslachen, weil diese Trauer offen zeigen. Wir sind es, die dazu beitragen, was männliche Sprache definiert. Wie viel Alkohol ein Mann zu trinken und mit viel Sport er gut aussieht. Mit was für Sprüchen er cool ist und in welcher Gehaltsklasse attraktiv. Wir sollten nämlich nie vergessen: Auch ein Ryan Reynolds weint.



Ich hatte mal einen Jungen in meinem Schwimmkurs, der furchtbare Angst vorm Tauchen hatte. Ich sagte ihm daraufhin, dass es völlig okay sei, Angst zu haben und das wir Erwachsenen eben auch Angst vor einigen Sachen haben. Das war völlig neu für ihn. Denn was viele Kinder als Antwort auf ihre Ängste hören ist: „Stell dich nicht so an“ „Ein echter Mann schafft das“ „Papa kann das auch“ „Dein Bruder hat es auch geschafft“usw. Die Liste ist lang.


Er machte sofort große Augen und fragte: Vor was denn? Vor was hast du Angst? Ich musste schnell überlegen und sagte einfach, was mir auf der Zunge lag: „Höhenangst, Angst vor Krokodilen, Angst vor großen Mengen zu reden und und.“ Dabei viel mir auch auf, dass wir immer direkt denken, Angst müsste etwas ganz Großes sein. Dabei ist Angst auch. Zu versagen, den Eltern nicht gerecht zu werden, sich für etwas schämen usw. Er nickte nur und ich sagte ihm daraufhin: „Weißt du was, du kannst auch deine Eltern mal fragen, wovor die Angst haben.“ Er überlegte und am nächsten Morgen stand er am Beckenrand und erzählte mir stolz, dass sein Papa ihm gestern Abend im Bett, von seinen Ängsten erzählt hätte, nachdem er ihn gefragt hatte. Er besiegte nach einiger Zeit seine Tauchangst, weil er etwas viel Größeres verstanden hatte. Jeder Mensch hat Angst, egal wie groß oder klein, alt oder jung und in dem wir uns mitteilen wird sie etwas kleiner. Indem wir uns helfen noch kleiner und irgendwann liegt es an uns, sich ihr zu stellen. Der Vater kam ebenfalls zu mir und erzählte mir, dass sein Sohn ihn nach seiner Angst gefragt hätte. Dieses Erlebnis hat ihre Bindung für das weitere Leben gestärkt.



WAS GIBT ES ZUTUN?


Wir alle wünschen uns ein liebevolles Zuhause. Einen Ort, an dem wir wir sein können. So ganz wir und wenn wir noch nicht herausgefunden haben, wer das ist, dann können wir jetzt damit anfangen. Liebe Väter, Söhne, Männer, Frauen und Kinder, dieser Text ist keine Auskunft darüber, wie kacke eigentlich Väter sind oder das sie mehr von dem machen sollten, was wir Frauen tun. Es ist kein „Wenn alles gleich ist, ist es gut.“ Nein und Nein. Es ist eine Frage: Wo seid ihr Väter? Wir wollen Euch gerne mehr sehen! Ansehen, Verstehen, Fühlen, Erleben, Nah sein und Erinnerungen schaffen. Wir wollen Euch nicht in Rollen abschieben, die unsere Großväter und Urgroßväter kriegerisch verfochten haben. Wir wollen kein Zuckerbrot und Peitsche Haushalt. Ihr dürft eure Muster und Gewalt loslassen, die ihr von euren Eltern erlebt habt. Ihr dürft Euch verletzlich zeigen. Und wir, die Frauen, Kinder und Freunde sollten anfangen, hinsehen zu wollen. Zuhören zu wollen. Eine Umarmung geben, wo vielleicht anfangs ein Stottern über die eigenen Gefühle ist. Nochmal nachhaken, wo man eine Träne sieht. Nochmal fragen, wo man etwas spürt. Denn nur so lernen wir es nicht nur auszuhalten, wenn Männer traurig sind oder der eigene Papa weint. Wir lernen es anzunehmen, so wie den Schmerz eines Jeden. Wir lernen, nicht mehr wegzugucken oder uns eine Meinung über Väter zu bilden. Vater sein ist kein Stempel. Du wirst nicht als einer geboren. Als Mann vielleicht aber auch das hat nichts darüber auszusagen, wie du Männlichkeit definierst.


Gibt es einen Mann, einen/euren Vater, einen Freund in eurem Umfeld, den ihr großartig findet? Dem ihr das gesagt habt? Dann sagt es ihnen oder schreibt es in einem Brief. Denn mal Hand aufs Herz: Werden Väter nach der Geburt ihres Kindes gefragt, wie es ihnen geht? Wird ihnen auch Essen und Blumen gebracht? Werden sie in der Gesellschaft als unersetzlicher Teil von Familie gesehen?


Es gibt noch einen langen Weg vor uns! Doch mit Verständnis und Mitgefühl nähern wir uns ihm schon ein großes Stück. Der neue Mann ist keine Erfindung. Er ist nur eins: Ein Mensch wie du und ich.

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